On the Sublime / Ãœber Das Erhabene

hagelkörner groß wie avocados vor den kinkina-bäumen
und aviavy ∙ die früchte des nordostpassats in der heiligen
ecke des hauses ∙ dort geht die türe zu den letzten räumen
der sonne und der fluchtweg gegenüber führt auf das dach
der könig jedoch verschlief die großen langweiligen
tage der zeremonie auf seinem hochbett im scharlach
seines brautgemachs unter den blauen blumen der tapeten
und träumte von der könign in england ∙ mit der hand
zog er die victrola immer wieder auf und ließ die trompeten
die hyme nie ganz zu ende spielen damit ihr gesicht nicht
noch mehr altern würde ∙ die majestät des teilnahmslosen
in walfischbeinernen röcken cul de paris und unterm gewand
die krinoline ∙ der könig von madagaskar sah die erste pflicht
seines amtes darin ihren blick ertragen zu lernen ∙ matrosen
hatten ihm ein klavier von der küste herauf geschleppt
der gouverneur ihm einen zylinder geschenkt der präzept
kam zweimal am tag um ihm lesen und schreiben zu lehren
und die handwerker bauten ihm die pförtnersloge
eines landsitzes in dorset nach ∙ von jedem hörte er eine eloge
auf jesus christus und sein reich des geistes ∙ er aber dachte
sich schon seit jahren einen brief an die königin victoria aus
was anderes betraf aber ahnte er daß dem nicht zu wehren
war ∙ das gift kam mit den tellern aus porzellan ins haus
und einer der diener würde es sein der es am tablett brachte
man hatte es ihm zwar des öfteren gesagt doch er als könig
wußte daß sie nicht tot war nie sterben könnte ∙ eintönig
vergingen so die tage ∙ der wind läutete die blauen glocken
des jakaranda ∙ die wolken stimmten mit an zu frohlocken

ambohimanga, 3. 12. 96

~ Raoul Schrott

 

Born in 1964, brought up in Tunis and Tyrol, Raoul Schrott writes poetry and fiction, and is a prolific translator and essayist. His translation of the Iliad, together with ‘Homers Heimat’, a monograph challenging orthodox views of Homer’s cultural background, appeared in 2008. Much of his work reflects a keen interest in science, ‘Gehirn und Gedicht’ (2011), for example, co-authored with the neurologist Arthur Jacobs, offering a ‘neuropoetical’ study of the activity of the brain in writing and reading poetry.

Iain Galbraith has won the John Dryden Translation Prize and the Stephen Spender Prize, as well as publishing his own poems. He is the editor of five poetry anthologies, while his recent translated books include a selection of W.G. Sebald’s poetry, ‘Across the Land and the Water’ (2011), John Burnside’s selected poems in German, ‘Versuch über das Licht’ (2011), and Jan Wagner’s ‘Self-portrait with a Swarm of Bees’ (2015). He lives in Wiesbaden, Germany, and teaches Poetry Translation at the University for Applied Arts in Vienna.

The original version of this poem first appeared in Raoul Schrott’s collection ‘Tropen’ and is republished here with kind permission from Hanser Verlag.